Ein Friedhofwäldchen
„Einen ergreifenderen und schöneren Spaziergang als auf den Illenauer Friedhof giebt es nicht.“ Diesen Rat einer freundlichen Oberacherner Wirtin zitiert das Wochenblatt der „Heil- und Pflegeanstalt Illenau“ im Jahr 1896 und fügt hinzu: „Diese Stätte des Friedens ist das Ziel täglicher Spaziergänge und vielen Illenauern ein teurer Fleck Erde.“ Bis heute bezaubert das „Friedhofwäldchen“ seine Besucher.Das Illenauer Friedhofsstatut begünstigte die Erhaltung zahlreicher Grabmäler vom Jahr der Einweihung 1858 bis zum ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Hier finden sich Stilzitate von Gotik, Renaissance, Barock und Klassik bis hin zu einigen Prachtstücken des Jugendstils. Die Atmosphäre des Ortes wird durch eine parkartige Anlage bestimmt, deren verschlungene Wege Inseln bilden, die mit mächtigen Bäumen aus aller Welt bestanden sind. Die Grabinschriften sprechen von Lebensschicksalen zwischen St. Petersburg, Odessa, Bukarest, Paris und Zürich, die auf vielfältige Weise mit der international renommierten großherzoglich-badischen Heil- und Pflegeanstalt Illenau (1842-1940)verbunden waren. So ist dieser Friedhof ein Spiegel der großen „Illenauer Familie“, zu der Patienten, Ärzte, Geistliche, Wärter, das weitere Personal und Angehörige zählten. Die betont schlichten Familiengräber der Direktoren erinnern eindrucksvoll an den Leitspruch der Illenau: „Liebe – Diene!“
Die Erhaltung des Friedhofs ist das Verdienst von Hugo Huber, dem dafür die Bürgermedaille verliehen wurde. 1957 übernahm die Stadt Achern die Anlage, die 1971 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Um die Pflege kümmern sich freiwillige Helfer. Der Illenauer Friedhof befindet sich am Ortsausgang in Richtung Sasbachwalden im Naherholungsgebiet Illenauer Wald/Eiskellerwald. Er ist im Sommer täglich zwischen 9 und 20 Uhr geöffnet, im Winter bis zum Einbruch der Dunkelheit. Wer den Spaziergang beim Hauptgebäude der Illenau beginnt, findet auf dem „Illenau Gedächtnisweg“ Tafeln mit konzentrierter Information.
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